Zusammenfassung und Ausblick
Wir hoffen, Neugier den vorgestellten Methoden gegenüber geweckt zu haben und
würden uns freuen, wenn diese ausprobiert werden. Im Folgenden fassen wir überblicksmäßig
die Ergebnisse und Erkenntnisse unserer Aktivitäten im Projekt INNOMEC
zusammen. Wir würden uns über ein Feedback freuen, sollten Sie ähnliche oder
andere Erfahrungen gemacht haben, möglicherweise auch in anderen Bildungskontexten.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse für ältere Menschen:
- Die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit führte zu erhöhter
Kommunikationsbereitschaft, gestärktem Selbstbewusstsein und gegenseitigem
Verständnis innerhalb der Gruppe.
- Intergenerationelle Interaktion unter Anwendung der vorgestellten Methoden
stellte eine win-win Situation für alle Beteiligten dar.
- Eine wichtige Rolle für gelungenen Interaktion spielt die vertraute Umgebung
und anwesende vertraute Personen. Es wird dadurch einfacher, über Erfahrungen
und belastende Erlebnisse zu sprechen..
- Obwohl sie sich täglich treffen, kennen sich ältere BewohnerInnen und BesucherInnen
von Betreuungseinrichtungen nicht. Angeleitete Gesprächsrunden
erweisen sich daher als gute Eisbrecher.
- Das Teilen von Erinnerungen führt zu Selbstermächtigung und gesteigertem
Selbstbewusstsein.
APP: angeregt werden vor allem Bereiche der rechten Hirnhälfte sowie die
Plastizität. Zur Aktivierung des Aufmerksamkeitszentrums erweist sich die Methode
als hilfreich, unterstützt und führt zu verbessertem kognitiven Ausdruck.
Hören ist eine Funktion des Ohrs (passive Rezeption), Zuhören eine
kognitive Funktion. Die Methode des „Zuhörens“, die durch APP vorgeschlagen
wird, erweckt eine psychologische Dimension, die die Fähigkeit zur Analyse
und emotionaler Verarbeitung von Information beinhaltet. Therapeutische
Effekte sind deshalb die Reduktion von Angstzuständen, ein Zugewinn von Energie, Verbesserung der Hör-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistung, Kommunikationsfreudigkeit und gesteigerte Kreativität.
- TBW: Die Methode fördert die Persönlichkeitsentwicklung, die Entwicklung
von Problemlösungsstrategien, die eignen Identitäts(re)konstruktion, TBW
führt zu vermehrter sozialer Partizipation und somit einem generellen Wohlbefinden,
sie stimuliert das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit
- MEMORO vereint aufgrund der technischen Komponente die Vorteile des biographischen
Ansatzes mit den Vorteilen intergenerationellen Austauschs.
Junge Leute und Betreuungspersonen sind mehr involviert. Es kommt zu einer
Stärkung der Community. Zahlreiche Ansätze für neue Methoden vor allem im
Bereich Computer unterstützter Aktivitäten sind gegeben.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse für PraktikerInnen und Auszubildende:
- Durch die drei Methoden und Techniken bzw. neue Blickwinkel auf diese erfuhren
die im Projekt beteiligten PraktikerInnen einen Zugewinn an professionellem
Handlungswerkzeug.
- PraktikerInnen vermerkten vor allem die positiven Effekte, die durch Kombination
der drei Methoden erzielt wurden.
- Die PraktikerInnen waren froh über zusätzliche Aktivitäten in ihren jeweiligen
Einsatzbereichen. Aufgrund mangelnder Ressourcen bleibt ihnen oft nicht die
Zeit, selbst solche anzubieten.
- Die eigens für das Projekt INNOMEC angelegte österreichische Seite der MEMORO
Plattform kann von den involvierten PraktikerInnen weiter genützt
werden.
- StudentInnen in Litauen berichteten, dass:
- sie gerne zuhörten, Interviews führten und bearbeiteten (evaluiert als
authentische, innovative Lernmethode)
- sie lernten, ältere Menschen als individuelle Persönlichkeiten zu
respektieren
- sie verstanden, dass Kommunikationsfähigkeit und Zuhören wichtige
Kompetenzen in der Arbeit mit älteren Personen sind.
- Biographiearbeit in ihrer zukünftigen Arbeit einen großen Stellenwert
haben wird.
- PraktikerInnen, die das erste Mal selbst diese Methoden anwandten,
bemerkten die positiven Ergebnisse hinsichtlich einer verbesserten Beziehung
zu ihren KlientInnen.
- APP wäre auch als individuelle Therapie anwendbar, sollten die
Rahmenbedingungen nicht für Gruppenarbeit sprechen. Das ist vor allem bei
Alzheimer PatientInnen oder bei fortgeschrittener Demenz anzuraten.
- Neue Aktivitäten bringen die Leute enger zusammen. Also raus aus der
Komfortzone, egal wie alt man ist.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse für Stakeholder und Communities:
- Die Aktivitäten zur Verbreitung der Projektergebnisse führten in den beteiligten
Partnerländern zur Stärkung und Erweiterung der jeweiligen Netzwerke.
- INNOMEC lieferte Beispiele für Methoden zur Stärkung interkulturellen und
intergenerationellen Austausches. Hinsichtlich gegenwärtiger Herausforderungen
und demographischer Vorhersagen konnten wertvolle Erfahrungswerte
gewonnen werden.
- Vor allem lokale (öffentliche) Einrichtungen, die um soziale Inklusion bemüht
sind, sind sich des Stellenwerts von Bildung als Faktor aktiven Alterns bewusst,
unterstützten die Aktivitäten des Projekts und waren an den Ergebnissen
interessiert.
Gesammelte Empfehlungen
- Dauerhafte Verbreitung von Beispielen guter Praxis ist unumgänglich für die
Möglichkeit der Durchführung und eventuell sogar Verankerung von Lernaktivitäten
in Einrichtungen der Altenbetreuung.
- Die Projektergebnisse könnten im Kontext einer alternden Bevölkerung bei
gleichzeitigem Zuzug von Menschen ein Modell für erfolgreiche intergenerationelle
und interkulturelle Interaktion sein.
- Vorgeschlagene Methoden, vor allem wenn sie von außen an Einrichtungen
herangetragen werden, bedürfen ausreichender Vorlaufzeit, um eine Vertrauensbasis zu schaffen, die für die zufriedenstellende Umsetzung unumgänglich ist.
- Flexibilität seitens der PraktikerInnen und TrainerInnen hinsichtlich der Umsetzung
von Aktivitäten hat höchste Priorität. Umfeld, Gruppengröße, und individuelle
Bedürfnisse der Teilnehmerinnen haben Vorrang. Fixe Ablaufpläne,
Materialien und individuelle Methoden könnten sich als kontraproduktiv erweisen.
- Eine realistische Planung erhöht die Chancen auf Erfolg.
- Es kann nicht oft genug gesagt werden: Empathie, Respekt, Aufmerksamkeit
gegenüber den Teilnehmerinnen sind persönliche Voraussetzungen, dass diese
entspannt und offen zum Gelingen beitragen und dadurch von den Aktivitäten
profitieren können.
- Kleinere Gruppen mit etwa 5 Personen sind empfehlenswert.
- Interviews führen sehr oft dazu, dass mit den TeilnehmerInnen Maßnahmen
zur Bewältigung aktueller Probleme oder zur Befriedigung gegebener Bedürfnisse
erörtert werden. Die Umsetzung sollte unterstütz werden, da dadurch
die Lebensqualität und das Wohlbefinden gesteigert werden können.
- Die TeilnehmerInnen sollten durch BetreuerInnen auf die Aktivitäten vorbereitet
werden.
- Peer to Peer Settings, der Austausch unter PraktikerInnen hilft, Aktivitäten
und Ergebnisse zu reflektieren und Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen.
Die Qualität der Angebote steigt.
Grundlegende Voraussetzung für die Implementierung innovativer Ansätze sind natürlich
begünstigende gesetzliche Rahmenbedingungen, die umsichtige Steuerung
sozialer Dienstleistungen sowie stabile organisatorische Strukturen. Wie wir im Zuge
unserer Projektaktivitäten festgestellt haben, können arbeitsrechtliche Einschränkungen,
auf alle Fälle jedoch Ressourcenknappheit hinderlich sein. Der Effekt innovativer
Ansätze bleibt in stressigen Arbeitsumgebungen auf diejenigen beschränkt,
die unmittelbar in die Aktivitäten involviert waren. Für nachhaltige Verankerung
bleib schlicht und einfach keine Zeit. Als Proponenten für Erwachsenenbildung im Alter sind wir auf verlorenem Posten, wenn es darum geht Rahmenbedingungen zu ändern. Ausnahmen und Beispiele guter Praxis, wie sie der isländische Partner Hrafnista
darstellt, bestärken. Vor allem in Zeiten der Krise und des demographischen
Wandels wäre es also an der Zeit, in qualitativ hochwertige Sozialdienstleistungen zu
investieren.
Auch wenn es darum geht, gleiche Chance für alle Europäischen Regionen gleichermaßen
zu gewährleisten, gibt es für die relevanten Akteure noch eine ganze Menge
zu tun. Mit INNOMEC – so ist zu hoffen - haben wir zumindest einen kleinen Teil
beigetragen. Auf Ihre Meinung dazu würden wir uns freuen! [Nehmen Sie an unserer
Umfrage Nr.5 auf innomec.eu teil]