Hella Schwerla

 
Hella Schwerla

Geboren 1939
aus/von München

Mit elf Jahren schrieb sie den ersten Roman – für ihre Mitschüler: eine Fortsetzungsgeschichte, die sie im vierzehnten Jahrhundert angesiedelt hatte. Zuhause erkämpfte sie sich die „Oberschule“ durch einen Hungerstreik. Die Arbeiten im Haus und auf dem Feld hatten Vorrang vor den Aufgaben für die Schule. Dennoch schaffte sie die Mittlere Reife und den Abschluss auf einer Höheren Handelsschule. Sie hospitierte bei einer Tageszeitung, flüchtete dann vor der Enge des Elternhauses nach England und Frankreich – mit der gefälschten Unterschrift der Mutter auf den Au-pair-Verträgen. Sie lernte eine junge Münchnerin kennen, die sie nach München einlud. Hella Schwerla wurde Reporterin bei der Illustrierten „Quick“, danach Redakteurin bei der Zeitschrift “Bunte“.

Mit Anfang zwanzig verdiente sie schon sehr gut. Sie heiratete ihren Freund, weil es in dieser Zeit keine Wohnungen für unverheiratete Paare gab, weil er ihre erste Liebe war, er und seine Eltern ihr viele Jahre ein unbeschwertes Zuhause boten. Sie bekam ihren einzigen Sohn, für den sie die Karriere hintenan stellte. Die ersten Jahre waren heile Welt. Nach einer freundschaftlichen Scheidung erzog sie ihr Kind allein als freiberufliche Journalistin, mit den üblichen finanziellen und persönlichen Einschränkungen, ohne jede Hilfe. Die Nähe zu ihrem Kind war es ihr wert. Sie erlebte die Demonstrationen, das politische Engagement der 68er, die freie Liebe der sexuellen Revolution und ihre Schattenseiten.

Hella Schwerla arbeitete in erster Linie für den Hörfunk, sie schrieb an die fünfhundert Features und Hörspiele. Ein schwerer Unfall in den Bergen unterbrach diese Karriere für einige Jahre. Danach war sie Pressechefin in einem Behindertenzentrum. Sie bewirkte dort sehr viel, doch das Strampeln in den behäbigen Strukturen der Behindertenarbeit lähmte sie. Sie ließ sich vom Fernsehen ,auch wegen der besseren Bezahlung abwerben, und arbeitete hauptsächlich freiberuflich als Autorin in der „Unterhaltung“. Sie schrieb die Texte für Moderatoren, machte redaktionelle Arbeit, stand aber auch „vor“ der Kamera, wie für das Porträt über O. W. Fischer. Zwischendurch schrieb sie Beiträge für Kinder- und Sachbücher.

Dann die ersten beiden – autobiographisch gefärbten – Romane. »Auch Hexen können weinen«: Im Mittelpunkt ihre sehr schwierige Kindheit wie auch ihr erstes Tasten in andere Welten. Mit »Prinzen, Parias und wilde Tiere – eine indische Reise« gelang es ihr, auf eine ganz persönliche Art eine Reise zu beschreiben. In ihrem dritten Roman »Der Polizist und die Frau« schreibt sie über die Sehnsucht reifer Frauen nach Liebe und Sexualität.

Mit über fünfzig gab Hella Schwerla ihrem Leben eine erneute Wendung, sie machte mehrere psychologische Ausbildungen und begab sich auf ihren eigenen spirituellen Weg. Inzwischen ist ihr die Energiearbeit mit der Gabe, die ihr in die Wiege gelegt wurde, anderen Menschen helfen zu können, genau so wichtig wie das Schreiben. Durch ihre Arbeit als Autorin hatte sie Gelegenheit, in andere Welten einzutauchen. Sie begegnete Schamanen und anderen Heilern, wurde mit spirituellen Inhalten konfrontiert, die sie als Erwachsene eigentlich abgelehnt hatte, auch wenn sie als Kind darum wusste.

Sie traf den Dalai Lama, lernte den peruanischen Schamanen Don Eduardo Calderon kennen, der einer ihrer Lehrer war und den sie bis zu seinem Tod begleitete. Dem Sangoma (Schamanen) Jambolane Mpapane begegnete sie auf einem Kongress in Österreich.

Sie folgte Mpapanes Einladung in seinen Kral in Südafrika, an der Grenze zu Swaziland und Mosambique. Ohne zu ahnen, was dort geschehen würde. Mitten im Niemandsland, unter unvorstellbarer Armut, fast unerträglicher Hitze und ohne hygienische Grundversorgung, lebte sie ein halbes Jahr mit ihm und seinem Clan – vierzehn Ehefrauen und an die hundert Kinder. Verzweiflung und Hoffnung, Angst und Mut, Hunger und Durst, Zorn und Gleichmut, Leben und Tod: Gefangen in einem wie es schien unentrinnbaren Schicksal, erlebte sie Zuneigung, Magie, Wunder und empfing die wertvollsten Erkenntnisse ihres Lebens.

Viele Jahre später erst konnte sie das in Worte fassen: In ihrem neuen Buch »Hitze, Dreck & Erleuchtung« (Dezember 2014, Goldmann) ist das eindringlich und spannend beschrieben. Es ist erfrischend kritisch und selbst-kritisch geschrieben und dennoch von tiefen Einsichten geprägt. Es sind Abenteuer auf Leben und Tod.

Quelle: www.lebensspuren.info

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